Konrad Illgen
Chronik des Wissenschaftsbereichs Handelsgeographie
An den im Zuge der 2. Hochschulreform 1953/54 gegründeten
wirtschaftswissenschaft-lichen Fachhochschulen mit zweigspezifischer
Orientierung bildete die Ökonomische Geographie immanenten Bestandteil
weltanschaulicher und ökonomischer Bildung der Studierenden. Unter den
Bedingungen zweier deutscher Staaten wurde die Ökonomische Geographie,
ausgehend von der Berliner Schule unter Prof. Dr. Heinz Sanke, verschiedentlich
auch als Politische und Ökonomische Geographie bezeichnet. Unter regionalem
Aspekt untersuchte sie vorrangig die territoriale Strukturierung der
Einrichtungen der materiellen Produktion in den Ländern und Großregionen der
Erde. Im Vordergrund standen dabei die Deutsche Demokratische Republik, die
Sowjetunion, ausgewählte sozialistische und kapitalistische Länder sowie
junge Nationalstaaten.
Inhalt und Lehrumfang waren in allen
Hochschuleinrichtungen nahezu einheitlich, Basis für das Selbststudium der
Studierenden war das von einem Kollektiv unter H. Sanke herausgegebene
Lehrbuch "Politische und Ökonomische Geographie". An der Hochschule
für Binnenhandel wurde wissenschaftsorganisatorisch eine selbstständige
Abteilung mit der Durchführung der Lehrveranstaltungen in der
Wissenschaftsdisziplin beauftragt. Diese nahm ihre Arbeit zu Beginn des
Studienjahres 1954/55 mit 60 Stunden Vorlesungen und Seminaren auf. In der
Abteilung arbeiteten ein Dozent, ein Oberassistent und vier Assistenten, die
insbesondere die Seminare im Direktstudium resp. an den Außenstellen des
Fernstudiums leiteten. In den ersten Jahren war die Forschung vor allem auf
die inhaltliche Vervollkommnung der Lehre ausgerichtet. Ergebnisse, besonders
in Verbindung mit Studienaufenthalten der Mitarbeiter in sozialistischen
Ländern, wurden auch in der populärwissenschaftlichen Arbeit, voran im Rahmen
der URANIA - Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse
umgesetzt.
Weitere Forschungsansätze knüpften an der Aufgabenstellung des
Deutschen Instituts für Marktforschung Berlin an, dem Forschungsinstitut des
Ministeriums für Außenhandel, an dem der Leiter der Abteilung vor seinem
Eintritt in die Hochschule für Binnenhandel gearbeitet hatte. Dabei standen
ökonomisch-geographisch relevante Fragen der sozialistischen internationalen
Arbeitsteilung im Vordergrund. Unter diesem Bezug wurden
wissenschaftstheoretische und wirtschaftspraktische Fragestellungen am
Beispiel der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Bulgarien unter kapitalistischen
und sozialistischen Bedingungen untersucht. Resultate dieser Forschungen
wurden 1957 in einer Dissertation vorgelegt. Die Ansätze zu einer
Welthandelsgebgraphie konnten jedoch nicht weiter ausgebaut werden, da eine
ins Auge gefasste Habilitationsschrift von der Leitung der Hochschule nicht
genehmigt wurde.
Schwerpunkt dieses Vorhabens war die Standortverteilung und
räumliche Einordnung der im Rahmen der ökonomischen Hilfe der DDR und der
UdSSR entstandenen und entstehenden Industrieobjekte in die
wirtschaftsterritoriale Struktur volksdemokratischer Länder und
antiimperialistischer Nationalstaaten. Gemäß dem Profil der Hochschule wurde
statt dessen eine Orientierung der ökonomisch-geographischen Lehre und
Forschung auf Fragen der territorialen Struktur und Organisation der
Einrichtungen des Binnenhandels gefordert. Diese Entscheidung bewirkte
personelle Veränderungen bei den Assistenten, die in der ganzen Breite der
Geographie ausgebildet worden waren. Die Vorarbeiten an der Habilitation
wurden zu einem Manuskript aufbereitet, das 1961 vom Dietz Verlag Berlin in
Broschürenform mit dem Titel "Freundschaft in Aktion" herausgegeben
und 1962 ins Russische übersetzt wurde.
Die Lehre und Forschung der Ökonomischen Geographie an der Hochschule für
Binnenhandel war gegen Ende der 50iger Jahre dadurch gekennzeichnet, dass zu
Lasten auslandsgeographischer Lehrveranstaltungen zunehmend Vorlesungen und
Seminare zur territorialen Organisation der Einrichtungen des Binnenhandels
in der DDR in den Vordergrund rückten. Die territoriale Organisation wurde
als Standortverteilung der Handelseinrichtungen als materielle Hüllen der
Warenlagerung und des Warenangebots sowie der räumlichen (territorialen)
Bewegung von Konsumgütern und Produktionsmitteln von den Stätten ihrer
Produktion über die Standorte des Groß- und Einzelhandels bis hin zu den
Plätzen produktiver und konsumtiver Verbraucher aufgefasst.
Randlich sei
angemerkt, dass das Handelsnetz eine Einheit zweier Seiten darstellt. Einmal
sind die als Netze strukturierten Einrichtungen die materiell-technische
Basis des Binnenhandels, die als solche den Gegenständen mehrerer
handelswissenschaftlicher Disziplinen zugeordnet werden. Zum anderen sind sie
Bestandteil räumlicher Gefüge der sozialen Infrastruktur. Somit erlangen sie
im Zusammenwirken mit anderen territorialen Teilstrukturen des Wirtschafts-
und Lebensraumes der Gesellschaft ökonomisch-geographischen Bezug. Da zu
dieser Zeit keine Lehrmaterialien für das Selbststudium der Direkt- und
Fernstudenten zur Verfügung standen, mussten Lehrbriefe als Studienmaterial
ausgearbeitet werden.
Mitte 1963 wurde die Hochschule für Binnenhandel aus hochschulpolitischen
Erwägungen in die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der damaligen
Karl-Marx-Universität Leipzig überführt. Die Mitarbeiter der Abteilung
Ökonomische Geographie wurden in die Abteilung Ökonomische Geographie und
Wirtschaftsgeschichte der Universität eingegliedert. Ihr Wirken beschränkte
sich nunmehr auf Lehrveranstaltungen zu Problemen der territorialen Organisation
des Groß- und Einzelhandels sowie Forschungskooperation mit der
Handelspraxis. Außerdem schlossen die verbliebenen Mitarbeiter ihre
Qualifizierungsarbeiten ab. Franz Köhler promovierte zum Thema "Die
sozialistischen Standortfunktionen und -grundsätze des städtischen
Einzelhandels und ihre Widerspiegelung in Kennzahlen zur Rekonstruktion des
Einzelhandelsnetzes", Dr., Illgen habilitierte sich zu Grundfragen der
territorialen Organisation des Konsumgütergroßhandels. Dr. Köhler übernahm
danach Leitungsfunktionen in der Geographisch-Kartographischen Anstalt H.
Haack, Gotha/Leipzig, Dr. habil. Illgen wurde 1966 als stellvertretender
Direktor an das Institut für Konsumgüterhandel der
Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät versetzt, übernahm die Abteilung Planung
und Ökonomie und vertrat in dieser als Dozent das Lehrgebiet Territoriale
Handelsplanung. Aus heutiger Sicht stimulierte diese
wissenschaftsorganisatorische Maßnahme die Symbiose von Handel und
Geographie.
Im Verbund mit der Binnenhandelsökonomie entwickelte sich das
neue Lehrgebiet inhaltlich und personell. Mit seiner speziellen
Arbeitsthematik wurde es in Lehre und Ausbildung in allen Studienformen
wirksam. Die zunächst auf die standörtlich-räumlichen Gefüge des
Konsumgütergroßhandels bezogene Territorialforschung, in die zunehmend
Direkt- und Fernstudenten im Rahmen ihrer Diplomarbeit eingezogen wurden,
weckte bei den Leitungen staatlicher und handelsleitender Organe sowie der
Handelsbetriebe Interesse und zugleich Bedarf an ökonomisch-geographischen
Lösungen zur Vervollkommnung räumlicher Strukturen des Großhandels auf
zweiglicher und bezirklicher Ebene. Theoretisch begründet, in der Praxis
überprüft, durch sie ergänzt und bestätigt, bezogen sich solche
Lösungsbeiträge unter anderem auf die regional effektive Einordnung der Lager
der neuen Großhandelsgesellschaften im Bezirk Leipzig, die Standortstruktur
der Versorgungslager für Landmaschinen- und Traktorenersatzteile, die
Rationalisierung der Standortgefüge der Lager der Großhandelsgesellschaften für
Textilwaren, Schuhe und Lederwaren in den Nordbezirken, gleiches auf die
Lagerstandorte der Großhandelsgesellschaften für Lebensmittel/Obst/ Gemüse in
den Bezirken Halle und Karl-Marx-Stadt, einschließlich einer effektiven
Regionierung der Versorgungsgebiete.
Die Arbeitsergebnisse schlossen
messbaren Nutzensnachweis ein. Von zentralen staatlichen Organen wurde
Mitarbeit in Expertenkommissionen zur Begutachtung bedeutender
Investitionsvorhaben im Konsumgütergroßhandel und Produktionsmittelhandel,
insbesondere deren territorialer Einordnung, gefordert. Das betraf unter
anderem das zentrale Tanklagerprogramm des VEB Minol, die Programme Großsilos
und Kraftfuttermischwerke, ferner das Großtanklager Hartmannsdorf, das
Haushaltwarenlager Dresden, das Lebensmittellager Zossen, das Großversandhaus
Leipzig sowie die Mitarbeit am Perspektivplan zur Entwicklung der
Lagerwirtschaft des Produktionsmittelhandels bzw. der materiell-technischen
Versorgung in den Ländern des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW).
Später wurde in die Forschungsarbeit auch das Verkaufsstellennetz des
Einzelhandels einbezogen. Diese Netze waren auf der Ebene der
politisch-administrativen Kreise nach dem Drei-Stufen-Prinzip aufgebaut, dem
in allen sozialistischen Ländern Europas allgemeingültige dirigistische
Prinzip für die räumliche Organisation des Einzelhandels. Es bestimmte, an
welchem Ort der Kreise bzw. in welchen Stadtteilen großer Städte die
Verbraucher ihren Bedarf an Warensortimenten entsprechend deren
Nachfragehäufigkeit und notwendigen Zugriffsbereitschaft decken sollten und
konnten. Die theoretisch in sich geschlossenen kreislichen
Einzelhandelssysteme wurden in Abhängigkeit von der Linienführung des
Öffentlichen Personennahverkehrs resp. der individuellen Mobilität der Bevölkerung
häufig unterwandert, wenn die volle Bedarfsdeckung nach Struktur und Umfang
des Warenangebots an dem vorgesehenen Ort nicht möglich war. Das bewiesen
zahlreiche Diplomarbeiten.
Sie machten deutlich, dass
ökonomisch-geographische, mit anderen Worten raumrelevante Betrachtung des
Verkaufsstellennetzes Erkenntnisse lieferte, die zweig- und betrieblich zwar
spürbar, aber nicht ohne weiteres nachvollziehbar waren. Für die Erhöhung des
Beitrags des Einzelhandels zur Befriedigung materieller und kultureller
Bedürfnisse der Bevölkerung waren diese Erkenntnisse jedoch bedeutsam. Das
wurde später im Zusammenhang mit der Problematik zentraler Einkaufsorte und
ihrer Einzugsgebiete ausgeprägter untersucht. Für diese Arbeiten auf dem
Gebiet der territorialen Rationalisierung des Einzelhandels im Bezirk Leipzig
wurde 1975 ein interdisziplinäres Kollektiv von Hochschulmitarbeitern mit
einem Forschungspreis des Rektors ausgezeichnet. Ein Studentenzirkel erhielt
für seine Arbeit an der Einzelhandelsnetzgestaltung im Bezirk Leipzig einen
Ehrenpreis des Vorsitzenden des Rates des Bezirkes.
In Resümee des Erreichten gelangten führende Vertreter der
Binnenhandelsökonomie zur Meinung, dass vom Aspekt arbeitsteiliger
Auffächerung die Handelsgeographie zu den handelswissenschaftlichen
Disziplinen zu zählen sei. Die Mitarbeiter des Lehrgebietes waren jedoch
gegenteiliger Auffassung. Sie begrüßten zwar den Fortschritt im Denken
bezüglich einer Geographie des Handels. Sie sahen ihr Ziel aber in der
Entwicklung der Handelsgeographie zu einer ökonomisch-geographischen
Teildisziplin. Es war jetzt notwendig, das bislang Erreichte zusammenzufassen
und zu veröffentlichen. 1970 erschien im Verlag H. Haack Gotha/Leipzig das
Buch "Geographie und territoriale Organisation des Binnenhandels".
Es enthielt ein den damaligen Bedingungen und Erfordernissen adäquates
theoretisches Konzept zur Handelsgeographie und diente den Studierenden der
soeben gegründeten Handelshochschule als Anleitung für die praxiswirksame
Umsetzung ökonomisch-geographischer Grundlegungen im Binnenhandel der DDR.
Das Erscheinen des Buches, das erfreulicherweise auch international Resonanz
fand, fiel in eine Zeit, in der durch die Rationalisierungskonferenz des
Binnenhandels (1969) die Aufgabe gestellt wurde, Handel und Versorgung
komplex in die gesellschaftliche und territoriale Entwicklung des Landes
einzubeziehen.
Die 3. Hochschulkonferenz gegen Ende der 60er Jahre entschied, die
Ökonomische Geographie mit ihren herkömmlichen Inhalten als Lehrfach an
wirtschaftswissenschaftlichen Hochschuleinrichtungen einzustellen, um bei
annähernd gleich bleibendem Zeitvolumen für die Lehre und das Selbststudium
der Studierenden neue, moderne Lehrfächer in die Ausbildung zu integrieren.
Jetzt stand zur Aufgabe, forciert und engagiert neue ökonomisch-geographische
Arbeitsrichtungen zu profilieren, deren moderne Inhalte den
gesellschaftlichen Bedürfnissen studentischer Ausbildung im allgemeinen, den
spezifischen Bedingungen und Erfordernissen an Fachhochschulen im besonderen
entsprachen. Dieser Zielstellung bezüglich der Handelsgeographie kam
entgegen:
1. Die Gründung der
Handelshochschule am 1. 9. 1969, die als einzige Ausbildungsstätte für den
akademischen Nachwuchs auf dem Gebiet des Binnenhandels fungierte. Das
berechtigte zur Förderung einer dem Unikat der Hochschule adäquaten
ökonomisch-geographischen Arbeitsrichtung.
2. Die auf dem VIII.
Parteitag der SED 1971 in der Einheit von Wirtschafts- und So- zialpolitik
beschlossene Hauptaufgabe stellte der Ökonomischen Geographie die Aufgabe, in
ihr Arbeitsfeld auch räumliche Systeme der Bereiche außerhalb der materiellen
Produktion einzubeziehen. Unter diesen in ihrer Gesamtheit als soziale
Infrastruktur bezeichneten Bereichen spielte der Binnenhandel, vor allem der
Einzelhandel, eine wichtige Rolle. Daraus resultierte, die bisher als
territoriale Handelsplanung entwickelte Arbeitsrichtung nunmehr zu einer
Teildisziplin der Komponentenlehre der Allgemeinen Ökonomischen Geographie zu
formieren. Die Komponentenlehre umfasst ein System von Teildisziplinen, die
sich mit den Gesetzmäßigkeiten und Regelhaftigkeiten der räumlichen Ordnung
und regionalen Differenziertheit einzelner, spezieller Teilbereiche des
komplexen Reproduktionsraumes bzw. Wirtschafts- und Sozialraumes der
Gesellschaft befasst. Die Regionale Ökonomische Geographie betrachtet
ihrerseits den nationalen Reproduktionsraum komplex in seiner Gesamtheit.
3. Die Bestätigung
eines selbstständigen Lehrgebietes Handelsgeographie, das zunächst noch
innerhalb des Wissenschaftsbereiches Handelsökonomie bestand und in den
Spezialisierungsrichtungen des 4. Studienjahres im Direkt- und Fernstudium
sowie in postgradualen Lehrgängen wirksam wurde. In der Forschung kooperierte
es selbstständig mit der Handelspraxis und ökonomisch-geographischen Institutionen.
4. Die erfolgreiche
Mitwirkung an der Lösung raumrelevanter Problemstellungen im Binnenhandel und
die wissenschaftliche Konsolidierung der Handelsgeographie fand qualitativ
und organisatorisch Anerkennung, indem das Arbeitskollektiv 1971 den Status
eines Wissenschaftsbereichs erhielt.
Gegen Ende des 19.Jahrhunderts verstand sich die bürgerliche
Handelsgeographie als eine verkehrsgeographisch akzentuierte Darstellung der
Welthandelsgüter resp. als globale Produktenkunde, deren geographischer Bezug
Natureinflüsse, Erzeugungsstandorte und Güterströme bildeten. Erst unter dem
Tenor der von Christaller entwickelten Theorie zentraler Orte wurde der
Einzelhandel in gewissem Rahmen in stadt- oder sozialgeographische
Untersuchungen einbezogen.
Die nach maximaler Kapitalverwertung strebenden
großen Handelsunternehmen waren um Informationen über die Ertragsfähigkeit
der Standorte und Einzugsbereiche ihrer Betriebe bemüht. Einst wie heute
wieder in den ostdeutschen Bundesländern zeigte sich der hemmungslose Expansionsdrang
der Handelsunternehmen, dem die Bereitschaft der Kommunen zwecks
Steuereinnahmen, Arbeitsplatzsicherung und Bedeutungsvorteilen in der
Hierarchie der Siedlungen entgegen kam und kommt. Versorgungsräumliche
Regionierung im Rahmen staatlicher Raumordnungspolitik blieb und bleibt
aussichtsloses Bemühen. Der objektiven Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen
Ordnung entspringende antagonistische Widerspruch zwischen parasitärer
Agglomeration des Handels in den Großstadtregionen mit mannigfaltiger Überschneidung
der Marktgebiete und unterversorgten ländlichen Räumen kann möglicherweise
abgeschwächt, aber nicht überwunden werden. In den neuen Bundesländern im
Osten Deutschlands ist durch den Wildwuchs von Gewerbe- und großen
Einkaufszentren auf der grünen Wiese, der damit verbundenen Verdünnung der
innerstädtischen Kernzonen teilweise eine entgegengekehrte Situation zu
verzeichnen.
Die Handelsgeographie neuen Ursprungs erforscht die Gesetzmäßigkeiten und
Regelhaftigkeiten der Struktur und Dynamik räumlicher Systeme des
Binnenhandels in den Ländern, Staatengruppen und Großregionen der Erde. Auf
die DDR bezogen untersuchte sie die makroörtliche Verteilung, netzartige
Verflechtung und wirtschaftsräumlichen Beziehungen der Einrichtungen des
Binnenhandels als signifikante infrastrukturelle Komponente des
Wirtschaftsterritoriums.
Die in der Ausbildung und Erziehung erworbenen Fachkenntnisse,
Fertigkeiten und gesellschaftlichen Einsichten sollten die Absolventen
befähigen, in ihrer Tätigkeit in der Handelspraxis, in
Forschungsinstitutionen des Wirtschaftsbereichs sowie in zentralen und
örtlichen Staatsorganen die territorialen Wirkungen der Prozesse zu
analysieren sowie durch Beachtung territorialer Reproduktionsbedingungen
Lösungen umsetzen zu helfen, die Leistungssteigerung im Binnenhandel und
Erhöhung seiner sozialen Effektivität ermöglichten.
Diese wissenschaftstheoretischen und wirtschaftspraktischen Ausgangspunkte
bildeten die Plattform für die handelsgeographische Ausbildung an der
Handelshochschule. Das Lehrprogramm wurde von der Hochschulleitung gebilligt,
dem Ministerium für Hochschulwesen vorgelegt, von ihm bestätigt und mit
Beginn des Studienjahres 1982/83 für verbindlich in der Fachrichtung
Binnenhandelsökonomie der Grundstudienrichtung Wirtschaftswissenschaften
erklärt. Vom Umfang der Vorlesungen und Seminare (30 Stunden) her, aber auch
unter dem Aspekt der Komplexität der Ausbildung in der Fachrichtung sowie der
interdisziplinären ökonomisch-geographischen Forschung zu Siedlungsgebieten
konnte sich die Lehre nur auf die DDR beziehen. Die Lehrveranstaltungen im
Grundkurs wurden anfänglich im 1. Semester durchgeführt, später in das 7.
Semester verlegt, um auf Ergebnisse und Erkenntnisse vorgelagerter Lehrfächer
Bezug nehmen zu können. Darüber hinaus wurden für das 8. Semester fakultative
Lehrveranstaltungen zu geographisch relevanten Aspekten des Binnenhandels in
ausgewählten sozialistischen und kapitalistischen Ländern sowie ein
wahlobligatorisches Spezialseminar (Großhandel/Einzelhandel) für Zirkelteilnehmer
und Diplomanden konzipiert und durchgeführt. Mit der Einführung der
Handelsgeographie in die Fachrichtung Binnenhandelsökonomie vergrößerte sich
die Anzahl der Mitarbeiter, die teils ökonomisch-geographische, teils
handelswissenschaftliche Ausbildung absolviert hatten.
Nahezu zeitgleich mit der Arbeit am Lehrprogramm Handelsgeographie
erfolgten Vorbereitungen zur Wiedereinführung der Ökonomischen Geographie in
der Grundstudienrichtung Wirtschaftswissenschaften mit neuen, gegenwartsnahen
Lehrinhalten. Der Wissenschaftliche Beirat für Wirtschaftswissenschaften
hatte dazu eine Arbeitsgruppe berufen, die sich aus Vertretern des Instituts
für Geographie und Geoökologie der Akademie der Wissenschaften der DDR sowie
geographischer Institute der Universitäten und Fachhochschulen
zusammensetzte. Verantwortlicher Leiter der Arbeitsgruppe war Prof. Illgen.
Im Vordergrund dieses Lehrprogramms, das von den wissenschaftlichen Beiräten
für Geographie und Wirtschaftswissenschaften des Hochschulministeriums bestätigt
wurde, standen globale Probleme der Rohstoff-, Brennstoff- und
Energiewirtschaft, der Industrialisierung, der Bevölkerungsentwicklung und
Urbanisierung, der Nahrungsgüterwirtschaft, der Umwelt und anderes mehr in
politischer und regionaler Differenzierung. Im Rahmen der Bestätigung dieses
Programms Ende 1983 wurde vom Hochschulministerium entschieden, dass es in
Form fakultativer oder wahlobligatorischer Lehrveranstaltungen umgesetzt
werden sollte. Die obligatorische Durchführung scheiterte am Einspruch der
Fachrichtungen, die darauf verwiesen, dass das Studienvolumen durch moderne
Lehrfächer ausgeschöpft sei.
Der geringe Umfang obligatorischer Lehrveranstaltungen zur
Handelsgeographie ermöglichte ein breites Spektrum handelsgeographischer
Forschung. Das untermauerte die Stellung der jungen Wissenschaftsdisziplin.
Die in Zusammenarbeit mit der Fachsektion Ökonomische Geographie der
Geographischen Gesellschaft der DDR 1979 in Leipzig durchgeführte 2.
handelsgeographische Arbeitstagung unter dem Thema "Siedlungsstruktur
und Handel" gab nach Meinung der Teilnehmer überzeugend Antwort auf die
Frage, ob seitens der Gesellschaft ein echter Bedarf vorliege, den
Binnenhandel wissenschaftlich gesehen auch von der Geographie her anzugehen.
Es wurde zum Ausdruck gebracht, dass die Entwicklung einer solchen
ökonomisch-geographischen Arbeitsrichtung nicht nur den Erfordernissen der
Handelshochschule entspreche, sondern auch der konsequenten Umsetzung der aus
gesellschaftlichen Orientierungen resultierenden Anforderungen an die
Geographie diene, ihren Gegenstand um soziale Problemstellungen zu erweitern.
Das kleine, innovativ arbeitende Kollektiv von Handelsgeographen an der
Handelshochschule habe Beiträge initiiert und realisiert, die sowohl auf die
Entwicklung der als Grundlagen- und angewandte Wissenschaft gesehene
Geographie als auch auf die territorial effektive Gestaltung des Handels und
die Ausbildung zukünftiger Handelsmitarbeiter gerichtet seien. Die auf dieser
Tagung gehaltenen Vorträge wurden 1982 vom Verlag H. Haack Gotha als
Broschüre unter dem Titel "Handelsgeographie - Ihr Platz in der
Wissenschaft und ihr gesellschaftlicher Auftrag" veröffentlicht.
Schwerpunkte der Forschung der 80er Jahre
waren die wissenschaftlich aktuellen und praktisch bedeutsamen Themen:
1. Fachbuch "Handelsgeographie" - Bestandteil des zentralen
Forschungsplanes der Gesellschaftswissenschaften;
2. Studie " Der Binnenhandel in Siedlungsgebieten " -
Bestandteil des Planes der naturwissenschaftlich-technischen
Grundlagenforschung des Ministeriums für Hoch- und Fachschulwesen sowie der
Hauptforschungsrichtung Geographie der Akademie der Wissenschaften.
Die Forschungsthemen wurden 1985 abgeschlossen, die Berichte verteidigt.
In den Gutachten unterschiedlicher Gremien wurde annähernd gleich lautend zum
Ausdruck gebracht, dass sowohl das Fachbuch als auch die Studie
anerkennenswerte Resultate vorwiesen und das langjährige Bemühen des kleinen
Arbeitskollektivs um die Profilierung der Handelsgeographie reflektierten. In
Auswertung des internationalen Erkenntnisstandes würden beide Arbeiten zur
Weiterentwicklung der Ökonomischen und Sozialen Geographie resp. der
Territorialforschung beitragen. Das Fachbuch erweise sich für die Ausbildung
von Studierenden der Fachrichtungen Binnenhandelsökonomie und Geographie
gleichermaßen nützlich. Das Manuskript wurde vom Verlag Die Wirtschaft Berlin
angenommen und unter dem Buchtitel "Handelsnetz und Territorium.
Räumliche Ordnung und Netzgestaltung des Konsumgüterbbinnenhandels"
angekündigt. Sein Erscheinen konnte aufgrund der gesellschaftlichen Wende aus
mannigfaltigen Gründen nicht realisiert werden.
Die Studie "Der Binnenhandel in Siedlungsgebieten" war eingebettet
in das zentrale Thema der Hauptforschungsrichtung Geographie "Komplexe
Entwicklung von Gebieten". Laut Gutachten habe sie durch die
Untersuchung und Darstellung der Wechselbeziehungen zwischen der sozialen
Infrastruktur, der Siedlungs- und Gebietsstruktur die interdisziplinäre
Territorialforschung befruchtet und durch die Vorstellung des internationalen
Entwicklungsstandes theoretischer und methodischer Grundlagen der
Handelsgeographie einen vergleichbar hohen Stand geographischer Forschungen
zum Einzelhandel in der DDR nachgewiesen. Sie wurde als wissenschaftliche
Höchstleistung anerkannt und zur Auszeichnung mit einem Wissenschaftspreis
vorgeschlagen, die im Oktober 1985 erfolgte.
Im Mittelpunkt der Studie stand der Problemkreis der zentralen
Einkaufsorte. Diese sind Marktzentren mit differenziertem Waren- und
Leistungsangebot unterschiedlicher funktionaler Reichweite und somit
überörtlicher Einzelhandelsbedeutung, Sie bilden das dynamische Grundgerüst
der territorialen Struktur bzw. räumlichen Ordnung der
Einzelhandelseinrichtungen. Ihr Hierarchiegefüge ist verflochten mit Fragen
der Versorgungsregionierung. Das Konzept fußte auf einer Untersuchung in den
60er Jahren, die in Zusammenarbeit mit der Abteilung Handel und Versorgung
beim Rat des Bezirkes Leipzig durchgeführt wurde und die komplexe
Rationalisierung des Einzelhandelsnetzes im Kreis Altenburg zum Gegenstand
hatte. Darin eingeschlossen war die Erprobung eines Informationssystems zum
Einzelhandelsnetz, dessen Grundlage eine Kerblochkarte bildete, mit der eine
Vielzahl von Daten über jede Verkaufseinrichtung erfasst werden konnte, die
bis dahin für die praktische Arbeit nicht zur Verfügung standen. Das bezog
sich u.a. auf den Verkaufsstellenumsatz als Ausgangsbasis für konkrete handelsgeographische
Untersuchungen in Siedlungen und Siedlungsgebieten. Seitdem wurde es möglich,
solche Untersuchungen im Hinblick auf ihren ökonomischen Nutzen
durchzuführen. Auf dieser Basis war es ferner möglich, den
Verkaufsstellenumsatz je Einwohner, auch Pro-Kopf-Umsatz genannt, zu
ermitteln, das Umsatzgefälle nach Siedlungen und Siedlungstypen
festzustellen. Widersprüche zwischen Einkaufsgewohnheiten, Bedarf und
Warenbereitstellung aufzudecken und nicht zuletzt die Einzugsgebiete
zentraler Einkaufsorte zu präzisieren. All das diente der besseren
Wahrnehmung der Verantwortung örtlicher Staatsorgane für die Versorgung der
Bevölkerung in den politisch-administrativen Kreisen. Solche
Forschungsarbeiten fanden auch bei westdeutschen Geographen Beachtung. Prof.
Heinritz schrieb in seinen Beiträgen zur Zentralitätsforschung (Münchener
Geographische Hefte, Nr. 39/1977), "daß bei uns unter den gegebenen
(kapitalistischen - K.I.) Bedingungen eine Totalerhebung in allen
Verkaufsstätten eines größeren Gebietes nicht zu realisieren ist, da sich die
Mitwirkung von Verkaufspersonal privater kommerzieller Unternehmen für
derartige Zwecke wohl schwerlich erreichen läßt".
Ansätze der Untersuchung bildete das theoretisch-abstrakte Grundmodell
Christallers für die zentralen Orte in Süddeutschland (1933) sowie die Arbeit
von Neef (1950), der das Problem der zentralen Orte in ihrer Erscheinung als
Einkaufsorte am Beispiel des Landes Sachsen behandelte. Er ging davon aus,
dass der Einzelhandel den Anforderungen an eine repräsentative Vertretung der
zentralen Orte am besten genüge. Bei prinzipieller Zustimmung wurde
allerdings die Bemessungsgrundlage für den Bedeutungsüberschuss korrigiert.
Neef ging aus von den statistischen Materialien über die Beschäftigten im
Einzelhandel im Jahre 1939. Der Verkaufsstellenumsatz erlaubte präzisere
Aussagen zum Bedeutungsüberschuss.
In das Forschungskonzept war erstmalig auch eine Bevölkerungs- und
Käuferbefragung in der Stadt Altenburg einbezogen. Sie lieferte wertvolle
Aussagen hinsichtlich quantitativer und qualitativer Merkmale zum
Kaufverhalten und zur Konsumentenwanderung im Kreisgebiet und darüber hinaus.
Die Datenaufbereitung, teils manuell, teils mittels der damals modernen
Rechentechnik, gab fundiert Antwort auf den Zusammenhang von Wohnort,
Nachfrageort der Bevölkerung und dem Angebotsort des Einzelhandels, Daraus
resultierten Erkenntnisse bezüglich der funktionalen Reichweite der
Kreisstadt und anderer zentraler Einkaufsorte im Kreis. Gemäß dem
dreistufigen Aufbau des Verkaufsstellennetzes in den
politisch-administrativen Kreisen bestand Einhelligkeit, dass nicht in jeder
Siedlung die Warenversorgung in voller Breite und Tiefe vorausgesetzt werden
konnte. Das war nur innerhalb des Kreises bzw. regionalem Siedlungssystem
weit gehend zu gewährleisten. Die Ergebnisse und Erkenntnisse dieser und
späterer analoger Untersuchungen trug maßgeblich zu Entscheidungsfindungen
örtlicher Staatsorgane auf Bezirks- und Kreisebene bezüglich eines ökonomisch
und sozial effektiven Verkaufsstellennetzes bei.
Die Ermittlung zentraler Einkaufsorte und deren hierarchischer Rangordnung
wurde im Laufe der Jahre zu einer dominanten handelsgeographischen
Aufgabenstellung. Die Untersuchungen wurden auf Prinziplösungen für die
räumlichen Gefüge des Einzelhandels nach Kreisstrukturtypen ausgedehnt wie
auch auf aktuelle Fragen der Bildung von Versorgungsregionen, d.h.
überkreisliche Versorgungsgebiete. In diese Untersuchungen wurden Diplomanden
und Doktoranden einbezogen.
Dozent Dr. habil. Illgen war 1977 für seine Verdienste um die Entwicklung der
Handelsgeographie als Wissenschafts- und Lehrdisziplin zum außerordentlichen
Professor ernannt worden. Auf dem Ehrenkolloquium anlässlich seines
Ausscheidens aus dem aktiven Hochschuldienst im September 1987 wurde ihm resümierend
bescheinigt, dass sein Name nicht nur eng verbunden ist mit der Profilierung
der Handelsgeographie als Teildisziplin der geographischen Wissenschaften in
der DDR, sondern auch international Anerkennung gefunden hat.
Gegen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war die Lehr- und
Forschungsarbeit des Wissenschaftsbereichs durch die gesellschaftliche Wende
in Deutschland charakterisiert. Zunächst wurde als Zuarbeit zum zentralen
Forschungsthema des Wissenschaftsbereichs Binnenhandelsökonomie eine Studie
zu "Hauptlinien der Vervollkommnung der Territorialstruktur des Einzel-
und Großhandels mit dem Ziel höherer Versorgungswirksamkeit und
Effektivität" fortgeführt und abgeschlossen. Ebenfalls in Kooperation
mit der Handelsökonomie wurde bezogen auf Standort- und Raumprobleme zum
Thema "Hauptlinien der Entwicklung der materiell-technischen Basis und
des Arbeitsvermögens des Konsumgüterbinnenhandels" zugearbeitet. Die
ökonomisch-geographische Lehrarbeit orientierte sich auf eine Lehrreihe zur
Fremdenverkehrsgeographie, ferner auf Lehrveranstaltungen zur Raumordnung und
Raumplanung in Deutschland und ausgewählten Industriestaaten.
1989 wurde eine Exkursion einer Studentengruppe des Geographischen Instituts
der Technischen Universität München vorbereitet und gemeinsam mit Prof.
Heinritz durchgeführt. In Zusammenarbeit mit diesem Institut wurde nach der
Wende ein Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft übernommen, dass
Veränderungen der zentralörtlichen Strukturen im
oberfränkischen-südthüringischen Raum als Folge der deutschen
Wiedervereinigung zum Inhalt hatte. Die Mitarbeiter des Wissenschaftsbereichs
untersuchten diesbezügliche Veränderungen im Stadt- und Landkreis Suhl. Das
Aus der Handelshochschule Leipzig im Jahre 1992 bedeutete zugleich das Ende
der Handelsgeographie als Lehr- und Forschungsdisziplin.
Mitarbeiter des Wissenschaftsbereichs
In den rund 35 Jahren des Bestehens der Abteilung Ökonomische Geographie bzw.
des Wissenschaftsbereichs Handelsgeographie variierte die Anzahl der
Mitarbeiter entsprechend der Arbeitsaufgaben und der Bedingungen des
Stellenplanes. Von anfänglich sechs Mitarbeitern ging die Anzahl bis 1965 auf
zwei zurück, stagnierte bis zur Gründung der Handelshochschule und erhöhte
sich danach auf wiederum sechs, von denen zwei ihre akademische Ausbildung
als Binnenhandelsökonom abgeschlossen hatten. Seit Ende der 70iger Jahre
gehörten dem Wissenschaftsbereich an:
Dr. rer. oec. habil. Illgen, Konrad
Dr. sc. oec. Fournes, Christian
Dr. oec. Kube, Regina
Dr. rer. nat. Brade, Isolde
Dr. rer. nat. Kühn, Lothar
Dipl.Geogr. Weber, Edda
Dipl.Geogr. Lindner, Klaus
Eichhorn, Heidi
Krüger, Veronika
|
a.o. Prof. und WB-Leiter
Dozent
Assistentin
Assistentin
Assistent
Lehrer im Hochschuldienst
Lehrer im Hochschuldienst
technische Zeichnerin
technische Zeichnerin
|
Als Forschungsstudenten arbeiteten:
Heim, Bernd
Rantzsch, Uwe
Stagge, Bernd
Zimmermann, Jörg
Im Wissenschaftsbereich abgeschlossene Dissertationen
Prof. Illgen fungierte als
wissenschaftlicher Betreuer und erster Gutachter bei einer
Habilitationsschrift (Dr. sc. oec.) und 12 Doktorarbeiten (Dr. oec.),
darunter
Fournes, Christian Die räumliche Ordnung des Einzelhandels, Diss. B, Leipzig
1986;
derselbe Grundlagen und Methodik der Richtwertbildung zur Größenbestimmung
des Verkaufsstellennetzes territorialer Einheiten, Diss. A, Leipzig 1975;
Heim, Bernd Die zentralen Einkaufsorte, ihre Bestimmung und Bedeutung für die
Gestaltung des Verkaufsstellennetzes des Einzelhandels der DDR, Diss. A,
Leipzig 1975;
Hildebrand, Gero Zentrale Einkaufsorte, ihre versorgungsräumlichen
Umlandbeziehungen und ihre Bedeutung bei der Planung und Organisation von
Verkaufsstellen für Industriewaren, untersucht am Beispiel des Bezirkes
Magdeburg, Diss. A, Leipzig 1977;
Illgen, Konrad Die deutsch-bulgarischen Wirtschaftsbeziehungen als Ausdruck
der internationalen Arbeitsteilung im Kapitalismus und Sozialismus, Diss.,
Leipzig 1957
derselbe Grundfragen und Probleme der territorialen Organisation des
sozialistischen Konsumgütergroßhandels - Ein Beitrag der Handelsgeographie
zur Lösung wirtschaftspraktischer Aufgaben, Habilitation, Leipzig 1964;
Köhler, Franz Die sozialistischen Standortfaktoren und -grundsätze des städtischen
Einzelhandels in der DDR und deren Widerspiegelung in Kennzahlen zur
Rekonstruktion des Einzelhandelsnetzes, Diss., Leipzig 1963;
Kube, Regina Grundsätze der territorialen Sortimentsgestaltung im Einfluss
auf die Entwicklung und Lokalisierung des Verkaufsstellennetzes, untersucht
am Beispiel des Bedarfskomplexes Bekleidung im Bezirk Leipzig, Diss. A,
Leipzig 1980;
Rantzsch, Uwe Ausgewählte Fragen der Territorialstruktur des
Produktionsmittelhandels, untersucht am Beispiel der Annahmestellen des Kombinats
Sekundärrohstofferfassung, Diss. A, Leipzig 1981;
Stagge, Bernd Räumliche Strukturen des Einzelhandels im östlichen Teil des
Bezirkes Rostock, Diss. A, Leipzig 1987;
Wackernagel, Peter Siedlungsfunktionen Im Einfluss auf die regionale
Entwicklung des Verkaufsstellennetzes für Industriewaren, untersucht am
Beispiel des Bezirkes Dresden, Diss. A, Leipzig 1976.
Außerdem fertigte Prof. Illgen Zweitgutachten für weitere neun Doktorarbeiten
aus. Seit Mitte der 60iger Jahre wurden ca. 200 Diplomarbeiten von Direkt-
und Fernstudenten vorgelegt und verteidigt. An der Betreuung und Begutachtung
dieser Arbeiten waren alle Mitarbeiter beteiligt.
Wissenschaftliche Tagungen
1. Handelsgeographische Kolloquium, Februar 1976
Thematik: Grundfragen der
Einordnung des Einzelhandels in die territorialen Einheiten der DDR
Teilnehmer: Praktiker der Handelsnetzplanung der Bezirke
und Kreise, Mitarbeiter wirtschaftsleitender Organe und von
Forschungseinrichtungen des Binnenhandels, Vertreter geographischer
Hochschuleinrichtungen.
2. Handelsgeographische Kolloquium, November 1979
Thematik: Siedlungsstruktur und Handel
Teilnehmer: Die Tagung wurde in Zusammenarbeit mit der Fachsektion
Ökonomische Geographie der Geographischen Gesellschaft der DDR durchgeführt,
Teilnehmer kamen aus geographischen Hochschulinstitutionen sowie aus
Leitungsorganen und Betrieben des Binnenhandels.
3. Handelsgeographische Kolloquium, September 1987
Thematik: Der Binnenhandel im Wirtschafts- und Sozialraum
Teilnehmer: Die Tagung wurde wiederum in Zusammenarbeit mit der Fachsektion
Ökonomische Geographie der Geographischen Gesellschaft durchgeführt und als
Ehrenkolloquium für Prof. Illgen anlässlich seines Ausscheidens aus dem
aktiven Hochschuldienst gestaltet. Teilnehmer waren Vertreter der mit dem
Wissenschaftsbereich kooperierenden Forschungspartner aus geographischen
Institutionen, wirtschaftsleitenden Organen und Betrieben des Binnenhandels
sowie Doktoranden und Studenten.
Veröffentlichungen der Mitarbeiter des Wissenschaftsbereichs
Von den Mitarbeitern des Wissenschaftsbereichs wurden insgesamt rund 140
Veröffentlichungen vorgelegt, darunter 10 Bücher und Broschüren. Auf die
Wissenschaftliche Zeitschrift der Hochschule für Binnenhandel, der
Universität Leipzig und der Handelshochschule sowie auf Informationsschriften
zentraler staatlicher Organe entfielen 22, auf geographische Zeitschriften 11
sowie auf die Zeitschriften "Die Wirtschaft",
"Außenhandel" und "Der Handel" 31 Publikationen, auf
andere Zeltschriften und Zeitungen 17 Titel. Von der Gesamtzahl der
Veröffentlichungen entfielen 62 Publikationen auf den Zeitraum von 1955 bis
1965. In wissenschaftlichen Zeitschriften von Hochschuleinrichtungen
sozialistischer Länder wurden 5 Arbeiten veröffentlicht, ferner zwei in
geographischen Zeitschriften der BRD. Außerdem wurden 30 Lehrbriefe für Fern-
und Direktstudenten der Hochschule, incl. der Fachschule für Binnenhandel
Dresden sowie Lesematerialien ausgearbeitet. Wesentlichen Anteil an der
publizistischen Arbeit des Wissenschaftsbereichs hatte Prof. Illgen. Er war
Autor von 29 Lehrbriefen sowie 85 Veröffentlichungen in wissenschaftlichen
Zeitschriften des In- und Auslands, Wirtschafts- und geographischen
Zeitschriften und anderen Publikationsorganen.
Im Wissenschaftsbereich wurden folgende
Bücher und Broschüren erarbeitet und vorgelegt:
Illgen, Konrad
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Freundschaft in Aktion - Über die Wirtschaftshilfe der
Sowjetunion für die volksdemokratischen Länder und für antiimperialistische
Nationalstaaten, Dietz Verlag, Berlin 1961;
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derselbe
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Freundschaft in Aktion, Verlag für fremdsprachige
Literatur, Moskau 1962 (russ.);
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derselbe
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Geographie und territoriale Organisation des
Binnenhandels, Verlag H. Haack, Gotha/Leipzig 1970;
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derselbe
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Der Einzelhandel. In: Atlas DDR, Verlag H. Haack,
Gotha/Leipzig 1977;
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derselbe
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Binnenhandel, In: Ökonomische Geographie der DDR, Bd. 1,
3. Auflage, Verlag H. Haack, Gotha/Leipzig 1977;
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derselbe
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Karte Einzelhandel (48). In: Atlas DDR, Verlag H. Haack.
Gotha 1981;
|
derselbe
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Entwicklung, gegenwärtiger Stand und Perspektive der
Handelsgeographie. In: Die Teildisziplinen der ökonomischen Geographie in
der DDR, Verlag H, Haack, Gotha 1985;
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derselbe
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Geographie des Binnenhandels, In: Ökonomische und
Soziale Geographie, Verlag H. Haack, Gotha 1990;
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Autorenkollektiv
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Handelsgeographie - Ihr Platz in der Wissenschaft und
ihr gesellschaftlicher Auftrag, Verlag H. Haack, Gotha 1982.
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unveröffentlichte Forschungsberichte
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Fournes, Christian
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Der Einfluss der Siedlungsstruktur auf die Ausstattung
der Gemeinden, Kreise und Bezirke mit Verkaufsraumfläche und auf das Niveau
der Leistungskennziffern im Verkaufsstellennetz, Leipzig 1983;
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Illgen, Konrad
Heim, Bernd
Wackernagel, Peter
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Die zentralen Einkaufsorte in der DDR, Leipzig,1974;
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Illgen, Konrad
Weber, Edda
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Zur Kategorisierung der zentralen Einkaufsorte in der
DDR, Leipzig 1977;
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Illgen, Konrad
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Studie zur Lokalisierung des Zentrallagers für den
Kaufhallenverband Berlin, Leipzig 1968;
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Illgen, Konrad
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Zur Territorialstruktur des Produktionsmittelhandels in
der DDR, Leipzig 1965;
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Kube, Regine
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Stand und Entwicklung des Lagernetzes des
Konsumgütergroßhandels im Bezirk Leipzig, Leipzig 1981;
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Brade,
Isolde Fournes,
Christian
Kube, Regine
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Veränderungen zentralörtlicher Strukturen des
Einzelhandels im Stadt- und Landkreis Suhl als Folge der deutschen
Wiedervereinigung.
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Wissenschaftliche Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschul- und
Forschungsinstitutionen
- Universität Vilnius,
Lehrstuhl Ökonomie und Organisation des Handels;
- Ökonomische Akademie
Kraków, Handelsfakultät;
- Ökonomische Akademie
Poznan, Geographisches Institut;
- Ökonomische Akademie
Wroclaw, Institut für Handel und Dienstleistungen;
- Ökonomische Hochschule
Sofia, Lehrstuhl Organisation und Technik des Handels;
- Ökonomische Hochschule
Varna, Lehrstuhl Organisation und Technik des Handels;
- Forschungsinstitut für
Handel und Dienstleistungen Warschau;
- Technische Universität
München. Geographisches Institut;
- Universität Paris,
Geographisches Institut;
- Internationale
Geographische Union (IGU), Kommission Handelsgeographie, Paris.
Vom Vorsitzenden dieser Kommission wurde ein Sammelband
übergeben, der 2 000 Titel von 200 Autoren aus 14 kapitalistischen Ländern
enthielt.
Mitarbeit des Leiters des Wissenschaftsbereiches in
staatlichen Gremien
- Wissenschaftlicher Beirat
für Geographie beim Ministerium für das Hoch- und Fachschulwesen, Berlin,
- Wissenschaftlicher Beirat
für Wirtschaftswissenschaften beim Ministerium für das Hoch" und
Fachschulwesen, Berlin,
- Wissenschaftlicher Rat der
Forschungsrichtung Geographie der Akademie der Wissenschaften der DDR,
- Wissenschaftlicher Beirat
beim Stellvertreter für Handel und Versorgung des Vorsitzenden des Rates des
Bezirkes Leipzig,
- Wissenschaftlicher Rat der
Handelshochschule Leipzig,
- Mitglied des Vorstandes der
Fachsektion Ökonomische Geographie der Geographischen Gesellschaft der DDR,
- Mitglied einer
Expertenkommission des Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW).
Prof. em. Dr. habil. Konrad Illgen
Leipzig, im Januar 2001
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